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AKAI MPX8: Sample-Player, USB-Controller und Midi-Schnittstelle

Wozu braucht man heutzutage eigentlich noch einen Hardware-Sampler? So oder so ähnlich könnte der Ansatz von AKAI gewesen sein. Denn bei diesem Modell hat man auf die Audio-Eingänge fürs Sampling komplett verzichtet und den MPX8 dafür möglichst leicht und tragbar gemacht. Ein Computer als Schaltzentrale fürs Sampling bleibt also weiterhin Pflicht.

Konzept

Der MPX8 von AKAI ist ein Sample-Player mit klassischer Midi- und USB-Schnittstelle. Das Gerät verfügt über 8 interne Sample-Kits und auf einer Speicherkarte lassen sich eigene Sounds ablegen. Das Gerät zieht über USB Strom und kann ohne großartige Latenz als Sample-Player oder Midi-Controller in einer DAW benutzt werden. Ein USB-Netzadapter für den Betrieb ohne Computer ist übrigens auch enthalten. Alternativen: Wer lediglich einen Pad-Controller sucht, kann auch zum AKAI LPD8 oder zum Vestax Pad One greifen.

Ausstattung 

Technische Details: Der Sample-Player verfügt über 30 MB Ram bei 8-facher Polyphonie. Das bedeutet, dass man gleichzeitig bis zu acht verschiedene Samples spielen kann, deren Gesamtgröße 30 MB nicht überschreitet. Die Größe der Samples wird dabei nach oben hin gerundet: Also eine Datei von 1,8 MB entspricht dann 2 MB. Ohne Update verarbeitet der MPX8 nur Monodateien. Die auf der AKAI Webseite herunterladbaren Drum- und Percussionsounds waren qualitativ gut zu gebrauchen, bis auf die Vocals, wie ich finde. Allerdings waren die Files standardmäßig in Stereo, außerdem funktionierte der Download der Loop-Library leider nicht korrekt. Übrigens entsprechen 30 MB Sample-Ram grob einer Audiolänge von 6 Minuten in Mono und das bei der Standard-Qualität von 44,1 Khz und 16 Bit.

Groovebox Faktor: Der MPX8 verfügt leider über keinen eingebauten Sequenzer. Die Sounds müssen daher über USB / Midi getriggert oder einfach live gespielt werden. Ein entsprechendes Rhythmusgefühl wird natürlich vorausgesetzt. Die Soundausgabe erfolgt über große Klinkenbuchsen und den Kopfhörerausgang mit Miniklinke. Die Lautstärke ist mit zwei Tasten regelbar. Als Effekt steht ein Hall zur Verfügung. Laustärke, Panorama, Pitch und Abspielarten können hier ebenfalls eingestellt werden. Es stehen „One-Shot“ (für kurze Samples wie Drumsounds), „Hold“ (für längere Sample-Phrasen) und „Loop“ (für durchgehende Grooves) zur Auswahl. Bei letzterem Modus stoppt die Schleife erst bei erneutem Drücken des Pads. Im Unterschied zu älteren Groovemaschinen von Akai läuft ein Sample bei „Hold“ auch im Loop, aber nur solange man das Pad gedrückt hält. Mute-Groups sucht man bei dem MPX8 vergebens.

Anwendung: Der MPX8 ersetzt zwar kein richtiges Schlagzeug, kann aber für kleine Grooves oder Soundeffekte auf der Bühne eingesetzt werden oder natürlich daheim. Über den Audioausgang kann er auch an ein Mischpult oder eine Anlage angeschlossen werden. Eine Powerbank ist offiziell nicht unterstützt, sodass man zunächst mit dem Netzstromadapter vorlieb nehmen muss. Er kann aber auch wie folgt in ein bestehendes Studio-Setup integriert werden:

Midi: Über die Standard-Midi-Schnittstelle kann er mit einem Hardware-Sequenzer verbunden werden. Er kann über Midi theoretisch auch direkt die Sounds von externen Klangerzeugern ansteuern. USB: Der MPX8 kann auch als Pad-Controller von virtuellen Instrumenten in der DAW genutzt werden. Für die vollwertige Nutzung als Sample-Player in einer DAW benötigt man ein zwei-kanaliges Audio-Interface und eine Recording-Software, mit der man Midi-Noten und Audiospuren aufnehmen kann. Um das Gerät mit neuen Sounds zu füttern, braucht man eine SD-Karte. Da man ausschließlich per Computer neue Sounds speichern, aufnehmen oder bearbeiten kann, empfiehlt sich der Kauf vor allem, wenn ihr bereits einigermaßen fit mit dem Umgang von solchen Programmen seid.   

Handhabung

Mise en Place ist Pflicht: Man kann theoretisch zwar einfach wild irgendwelche Samples auf den MPX ziehen, aber um die Sounds später wiederzufinden und eine Kompatibilität zu gewährleisten, gibt es hier ein paar Tipps! Neue Samples können in einem Editor wie z.B. Sound Forge oder Audacity auf die richtige Länge und in das richtige Format gebracht werden. Die „MPX File Conversion Software“ war auf meinem Computer leider nicht lauffähig. Mit dieser Software sollte man die Samples ebenfalls entsprechend bearbeiten können. Zur Erinnerung: Am besten eignen sich Dateien im folgenden Format: „WAV 16 Bit, 44.1 Khz, Mono“ und eine Benennung der Dateien von max. 8 Zeichen (keine Sonderzeichen) ist ebenfalls empfehlenswert. Mit dieser Einstellung kann auch man seine bestehende Library mittels einer sogenannten "Stapelverarbeitung" umwandeln oder man muss sonst zwangsläufig jeden Sound von Hand bearbeiten. Zur Orientierung empfehle ich eine treffsichere Benennung:  Wie z.B. VinK1 oder VinP1, statt Kick_001, denn später gilt es, die Samples im "MPX8 Editor" einem „KIT“ sinnvoll zuzuweisen. KIT-Dateien sind Sound-Verknüpfungen, die nur vom MPX gelesen werden können und im Ordner KITS abgelegt werden. Um einen Sound leicht wiederzufinden und einem KIT zuzuordnen, hatte ich ein Beispiel genannt: „VinK1“ für eine Kickdrum, die man einem KIT mit Vintage-Sounds auf dem ersten Pad, zuweisen möchte. Denn alle Sounds, die direkt auf dem MPX8 verfügbar sein sollen, müssen auf dem ROOT-Menü der Speicherkarte abgelegt werden und anschließend zugeordnet werden. Der MPX kann aus dem ROOT-Menü maximal 512 Sounds mit einer Gesamtlänge von 30 MB verwalten (davon 8 Sounds gleichzeitig in einem KIT). Das ist dem Ram von 30 MB geschuldet. Der MPX8 hat 8 interne KITS und kann insgesamt 99 KITS speichern. Man kann für eine andere Session weitere Ordner anlegen, die Sounds auf der Karte dann mit dem Computer verwalten und z.B. die bestehenden Sounds im ROOT-Menü mit diesen Sounds aus einem Unterordner austauschen. So kann man sich grundsätzlich auch eine größere Sample-Library auf einer einzelnen SD-Karte aufbauen oder mehrere Speicherkarten verwenden, um unkompliziert auch mehr als 91 externe KITS zu verwenden.

KITS erstellen und verwalten: Mit dem „MPX8 Editor“ kannst du neue Kits am Computer erstellen. Dafür muss man den Editor herunterladen und installieren. Eine Speicherkarte im FAT-Format sollte währenddessen im Computer eingelegt sein. Es lohnt sich aufgrund der Einschränkungen im Ram und der Anzahl der Kits aber nicht, eine riesige Speicherkarte zu kaufen. Dennoch erfolgt hiermit der Hinweis, dass SDHC-Karten bis 32 GB unterstützt werden. Im Editor klickt man auf „SD-Karte“ und wählt die jeweilige Karte aus. Man stellt das System dann von intern „i01“ auf extern „e**“ für die Karte um. Man klickt mit der Maus auf ein einzelnes Pad und es erscheinen alle Sounds aus dem ROOT-Menü der SD-Karte: Man sucht den Sound für das erste Pad heraus und kann noch diverse Einstellungen wie Lautstärke, Pitch und anderes vornehmen. Man wiederholt dann die ganze Prozedur für alle 8 Pads. Man speichert dann oben rechts das Ganze als KIT, indem man unter der KIT-Auswahl „KIT 9“ für das erste „externe KIT“ auswählt und dieses dann speichert oder ersetzt. Interne KITS können übrigens nicht überschrieben werden. Die SD-Karte kann jetzt in den MPX8 gesteckt werden. Nachdem Einschalten lädt der MPX die Sounds in den Ram und die gespeicherten Kits können ausgewählt werden: Auf dem MPX8 erscheint das „KIT 9“ als „e01“ , das „KIT 10“ als „e02“ und so weiter. Bei Samples, die tonal skaliert werden sollen wie z.B. Instrumente, Bässe und andere Sounds, lädt man das gleiche Sample auf mehrere Pads und passt diese mittels Pitch um Halbtonschritte an.

Workflow

Hat man erst mal ein paar Kits angelegt, geht das ganze spielerisch von der Hand: Egal ob solo oder zusammen mit der DAW: Der Sound überzeugt und die Pads lassen sich ebenfalls gut spielen. Aufgrund des kleinen Rams und einer Samplebank mit nur 8 Sound-Plätzen können jedoch keine großen Sessions wie bei einem MPC aufgeboten werden. Freunde älterer Sampler wie dem „S1000“ werden sich zudem über die eingeschränkte Notenskalierung von lediglich 4 Halbtonschritten wundern. Aber es ist eben ein Sample-Player, der in erster Linie für einfache Grooves und Sound-Effekte eingesetzt werden soll. Die Praxistauglichkeit in einer DAW habe ich mit Cubase 5 LE getestet. Dort habe ich zunächst eine Midi-Spur erstellt, den MPX8 als Eingabe und Ausgabegerät ausgewählt und bei der Midi-Spur den Midi-Kanal in Cubase auf „ALLE“ umgestellt. Der MPX8 wird in der Regel als USB-Gerät in der Liste aufgeführt und bei anderen Programmen wird statt „ALLE“ teilweise die Einstellung „OMNI“ angeboten. Ich nehme Midi-Noten mit dem MPX auf und kann diese in Cubase quantisieren und nachbearbeiten. Vor der Aufnahme empfiehlt sich in der DAW ein fixes Tempo zu setzen sowie bei Bedarf eine automatische Quantisierung, beispielsweise in 16tel Noten. Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, lege ich eine Stereo-Audiospur in der DAW an und wähle die Eingangskanäle meines Audio Interfaces aus. Ich spiele nun die Midi-Spur ab und nehme die Performance als Audiosignal auf. Möchte ich eine weitere Midi-Begleitung aufnehmen, stelle ich die erste Midi-Spur zunächst auf lautlos (MUTE) und lege eine neue Midi-Spur an, dann wiederhole ich die Prozedur mit der Audioaufnahme etc. Möchte ich möglichst wenig Spuren verwenden, können mehrere Midi-Spuren zusammengefasst oder als eine Audiospur zusammenaufgenommen werden. Das geht natürlich nur innerhalb eines KITS, also mit 8 Sounds gleichzeitig. Alternativ können verschiedene Takes auch hintereinander auf einer Spur aufgenommen und anschließend bearbeitet und arrangiert werden. Auf dem MPX8 sollte man die Midi-Einstellungen (MID) der einzelnen Sounds / Pads allerdings am besten nicht(!) verändern. Noten, die vom MPX8 getriggert werden sollten, ließen sich in Cubase außerdem nicht frei einzeichnen, sondern nur kopieren und dann verändern, löschen oder verschieben.

Fazit

Also insgesamt ist der Sample Import über den KIT-Editor eine umständliche Sache für Einsteiger. Daher muss man sich mit dem Gerät zuerst einmal richtig auseinandersetzen und das hat auch seine Vorteile, denn abgesehen davon ist das Gerät Sound-technisch gut gelungen. Somit ist der MPX8 nicht unbedingt etwas für Unentschlossene, aber seinen Preis wert.

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